Weihnachten – Was hat das mit Jesus zu tun?

Was fällt dir ein, wenn du „Weihnachten“ hörst?

Für viele ist es in erster Linie ein Familienfest. Die ganze Familie kommt zusammen und fühlt sich irgendwie verbunden. Kindheitserinnerungen werden wach: Geschenke und festliche Lieder unter dem Christbaum. Aber wer kennt nicht den Stress in der Vorweihnachtszeit? Meistens bleibt gar keine Zeit, tief darüber nachzudenken, womit man den anderen erfreuen kann, sondern man ist unter Druck, möglichst niemanden zu vergessen, alle Weihnachts- und Neujahrskarten zu versenden und auch noch alle Geschenke rechtzeitig zu besorgen.1 Festtagsessen, Weihnachtsputz — es gibt vieles zu tun. Manche nehmen sich schon Zeit für besinnliche Stunden, besuchen Adventkonzerte, zünden die Kerzen am Adventkranz an, backen Kekse, basteln Weihnachtsschmuck und Geschenke. Aber warum eigentlich?

Der Name Weihnachten weist auf die „geWEIHte NACHT“ hin, in der Jesus geboren wurde. Ursprünglich war das Ziel dieses Festes, Jesus zu verehren, die Freude darüber auszudrücken, dass in Jesus Gott zu uns Menschen gekommen ist.

Wir wollen uns aber vom Neuen Testament her die Frage stellen, ob es wirklich Gottes Wille ist, die Geburt Christi durch ein besonderes Fest zu feiern.

Aus den Evangelien erfahren wir kein Geburtsdatum Jesu.

Es ist sicher, dass Jesus nicht im Winter, weder im Dezember noch im Jänner, geboren wurde. Es waren Hirten mit ihrer Herde (Lukas 2,8) nachts auf dem Feld. In Palästina ist es im Winter zwar wärmer als in Europa. Trotzdem ist es ab Ende Oktober so kalt, dass Schafe im Stall gehalten werden. Es ist nicht anzunehmen, dass ausgerechnet im Winter die Volkszählung durchgeführt wurde, bei der ganze Familien mit sowohl Schwangeren als auch Kleinkindern in ihre Geburtsorte reisen mussten.

Die Christen der ersten Jahrhunderte kannten kein Weihnachtsfest am 25. Dezember.

Im heidnischen Römerreich war neben anderen Kulten die Mithrasreligion verbreitet. Als Hauptfest ihres Sonnenkultes wurde am 25. Dezember der Tag der Sonnenwende gefeiert. Schon vor Einführung des Mithraskultes hatten die römischen Kaiser dem Sol Invictus (= „unbesiegter Sonnengott“) Tempel errichtet und den neu aufsteigenden Sieger Sonne2 gefeiert. Christus bezeichnete sich selbst als das Licht der Welt (Johannes 8,12) und wird als solcher von Christen — jedoch ohne Fest — verehrt. Ein großes Anliegen des Kaisers Konstantin des Großen (285–337) war es jedoch, Elemente des Christentums bewusst für die Stärkung des heidnischen Römerreiches zu nutzen. Ihm gelang es, das Fest der Anbetung der Sonne als nunmehr christliches Fest der Geburt Jesu zu deklarieren.3

Äußerungen einflussreicher Persönlichkeiten in der Kirchengeschichte, wie etwa von Ambrosius: „Christus ist unsere neue Sonne“ und auch Augustinus‘ Aufforderung, an diesem Tag nicht wie die Heiden, die Sonne anzubeten, sondern den, der die Sonne erschuf, als auch die Kritik Leos des Großen, dass manche Weihnachten als Geburt der Sonne feiern anstatt Jesu Geburt, spiegeln deutlich das Wissen um den heidnischen Hintergrund dieses Festes wider.

Wie sollen wir nach dem Willen Jesu unsere Freude über sein Kommen ausdrücken?

Es ist klar, dass wir unsere Freude und Dankbarkeit über die Menschwerdung Gottes in Jesus ausdrücken möchten, jedoch sollen wir fragen, wie Jesus das will. In der Bibel finden wir nicht den geringsten Hinweis darauf, dass das in einer besonderen Weise oder an einem besonderen Tag geschehen soll. Paulus hat das sehr stark abgelehnt (siehe Galater 4,8–11 und Kolosser 2,16–17).

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. (Johannes 14,23)

Unsere Liebe zu Jesus zeigt sich in der täglichen Beziehung zu ihm und im ernsthaften Fragen nach seinem Willen für unser Leben, und vor allem auch darin, dass wir seinen Willen tun.

Er sprach aber zu allen: Wenn jemand mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf täglich und folge mir nach. Denn wer irgend sein Leben erretten will, wird es verlieren; wer aber irgend sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es erretten. Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne, sich selbst aber verlöre oder einbüßte? (Lukas 9,23–25)

Uns geht es nicht darum, die Tradition des Weihnachtsfests wieder zu „verchristlichen“. Wir wollen dazu einladen, Jesus nachzufolgen, so wie es seine ersten Jünger taten. Wir würden Ihm gern mit dir gemeinsam folgen.

Gottes größtes Geschenk an uns war Jesus, der kam, um die Verlorenen zu suchen und zu retten. Er will uns das größte Geschenk, das ewige Leben, anbieten. Er möchte uns Liebe, Vergebung, Freude und Frieden schenken.

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Footnotes
  1. Wenn wir über das Schenken nachdenken, soll es uns zuerst einmal um Jesus gehen. Die Weisen aus dem Morgenland beschenkten nicht einander, sondern Jesus selbst (Matthäus 2,11). Was kann man Wertvolleres schenken als sich selbst?
    „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, welches euer vernünftiger Dienst ist. Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung [eures] Sinnes, dass ihr prüfen möget, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“ (Römer 12,1–2).  
  2. Im Lateinischen ein männliches Wort. 
  3. „Zeitlebens hat er aber den Sonnenkult weitergefördert. Sich selber hat er auf 2 Statuen als Sonnengott im Strahlenglanz darstellen lassen, und am Sockel ließ er folgende Inschrift anbringen: Dem Constantin, dem gleich Helios Leuchtenden. Es ist wohl sicher Constantins Gedanke gewesen, den Sonnenkultus mit dem Christuskult dank der vorhandenen Christus-Sonnensymbolik zu verbinden.“ Oscar Cullmann, Der Ursprung des Weihnachtsfestes, Zürich 1960, Seite 28.