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Wir schreiben hier über unser Verständnis von Diensten in der Gemeinde. Nachdem wir einige Grundsätze bezüglich dieses Themas berühren, werden wir kurz die Kirchenstruktur, so wie sie zur Zeit des Neuen Testamentes war, beschreiben und mit der Situation in heutigen institutionellen Kirchen vergleichen. Danach werden wir die Gründe aufzeigen, warum wir keinen Pastor oder Gemeindeleiter haben, und erklären, warum wir zur Kirchenstruktur der Gemeinden des Neuen Testamentes zurückgekehrt sind.
Inhaltsverzeichnis
Alle Christen sind Brüder und Schwestern
Jesus Christus ist das Haupt der Gemeinde. Er hat eine direkte und lebendige Beziehung zu jedem Christen ohne einen anderen Mittler.
Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus. (1 Timotheus 2,5)
Alle Christen sind Brüder und Schwestern und sorgen gemeinsam für die Kirche — jeder den Gaben entsprechend, die er empfangen hat.
Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dabei dem Mangelhafteren größere Ehre gegeben, damit keine Spaltung im Leib sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander hätten. (1 Korinther 12,24b-25)
Ihr aber, lasst ihr euch nicht Rabbi nennen! Denn einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder. 9 Ihr sollt auch nicht jemanden auf der Erde euren Vater nennen; denn einer ist euer Vater, nämlich der im Himmel. 10 Lasst euch auch nicht Meister nennen; denn einer ist euer Meister, der Christus.11 Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein. 12 Wer sich aber selbst erhöhen wird, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigen wird, wird erhöht werden. (Matthäus 23,8–12)
Unter den Christen gibt es Unterschiede in Erfahrung, Kenntnis der Bibel und Gehorsam zu Gott. Wir sollen uns dieser Unterschiede bewusst sein, sie aber niemals als fundamental ansehen. Wir können Christen nicht in zwei Gruppen unterteilen — die einen, welche befähigt sind, Gottes Willen aufzuzeigen und die anderen, welche ihnen folgen (z. B. Klerus und Laien; solche, die mit dem Heiligen Geist getauft sind, und solche, die das nicht sind; etc.). Am Ende der Abhandlung werden wir einige Stellen, welche oft in diesem Zusammenhang falsch verwendet werden, erklären.
Kirchenstruktur zur Zeit des Neuen Testaments
Älteste
In der Apostelgeschichte können wir verschiedene Beispiele finden, in denen die Apostel Älteste einsetzten:
Als sie ihnen aber in jeder Gemeinde Älteste gewählt hatten, beteten sie mit Fasten und befahlen sie dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren. (Apostelgeschichte 14,23)
Die Ältesten (Griechisch „presbyteros“ = „älter“) sind also die Vorsteher (Griechisch „episkopos“ = „Aufseher“; um negative Assoziationen aus der Vergangenheit zu vermeiden, auch mit „Vorsteher“ zu übertragen) und Hirten (Griechisch „poimenes“) der Kirche.
Von Milet aber sandte er nach Ephesus und rief die Ältesten der Gemeinde herüber. (Apostelgeschichte 20,17)
… und im gleichen Zusammenhang über dieselben Leute:
Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen Sohnes! (Apostelgeschichte 20,28)
Die Austauschbarkeit dieser Begriffe zeigt, dass sie keine unterschiedlichen Stufen einer Hierarchie beschreiben. Sie beschreiben einfach unterschiedliche Aspekte derselben Funktion. In manchen Übersetzungen wird „Episkopos“ mit „Bischof“ wiedergegeben. Im Neuen Testament bedeutet das Wort „Episkopos“ dasselbe wie das Wort „Presbyteros“ (= Ältester), etwas völlig anderes, als das, was man heute unter „Bischof“ versteht. Es geschah erst im 2. Jahrhundert, dass Einzelpersonen zum Führer der jeweiligen Gemeinde in einer Stadt wurden. In der Zeit der Apostel war das noch anders. Die Gemeinden wurden nicht von einem einzigen „Bischof“ geleitet, sondern von mehreren Ältesten.
Im Philipperbrief 1,1 und im 1. Petrusbrief 5,1–5 werden „Älteste“ im Plural angesprochen.
Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, allen Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, samt den Aufsehern und Dienern […] (Philipper 1,1)
Die Ältesten unter euch nun ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden des Christus und auch Teilhaber der Herrlichkeit, die offenbart werden soll […] (1 Petrus 5,1–5)
In Apostelgeschichte 14,23 (siehe oben) und Titus 1,51 lesen wir, dass mehrere Älteste ernannt wurden.
Diese Struktur stellte einen gewissen Schutz vor Irrlehren dar. Wenn einer der Ältesten vom rechten Weg abkam, wurde er von den anderen getadelt.
Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen Sohnes! 29 Ich weiß, dass nach meinem Abschied grausame Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. 30 Und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her. (Apostelgeschichte 20,28–30)
Es war auch ein Schutz vor der Gefahr, dass eine einzelne Person eine hohe Position erwirbt, was in 3 Johannes 9 kritisiert wird.
Ich habe der Gemeinde etwas geschrieben, aber Diotrephes, der gern unter ihnen der Erste sein will, nimmt uns nicht an.
Die kollektive Führung der christlichen Gemeinde, wie oben beschrieben, bedeutet nicht, dass die Ältesten alles bestimmen. In Matthäus 18,15–18 zeigt Jesus, dass die wichtigsten Entscheidungen von der ganzen Kirche getragen werden sollen.
Wenn aber dein Bruder sündigt, so geh hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein! Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen. 16 Wenn er aber nicht hört, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit aus zweier oder dreier Zeugen Mund jede Sache bestätigt werde! 17 Wenn er aber nicht auf sie hören wird, so sage es der Gemeinde; wenn er aber auch auf die Gemeinde nicht hören wird, so sei er dir wie der Heide und der Zöllner! 18 Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr etwas auf der Erde bindet, wird es im Himmel gebunden sein, und wenn ihr etwas auf der Erde löst, wird es im Himmel gelöst sein. (Matthäus 18,15–18)
Jeder Christ ist für die Lehre und für die wichtigsten Entscheidungen der Kirche, die der Leib Christi ist, verantwortlich. Ein Ältester sollte nicht die Funktion des Leibes ersetzen, sondern er sollte sich um dessen Gesundheit bemühen.
Diakone
Philipper 1,1 erwähnt Diakone. Das griechische Wort bedeutet „Diener“, „Helfer“ oder „Gesandter“. Verwandte Ausdrücke finden wir in Apostelgeschichte 6,1–6.
[…] weil ihre Witwen bei der täglichen Bedienung übersehen wurden. (Apostelgeschichte 6,1; griechisch „diakonia“)
[…] Es ist nicht gut, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und die Tische bedienen. (Apostelgeschichte 6,2, griechisch „diakonein“)
Es ging hier um die Nahrungsverteilung an bedürftige Christen. Die Apostel ernannten sieben Jünger, die diesen Dienst übernahmen. Sie werden an dieser Stelle nicht Diakone genannt, aber vermutlich hatte der Begriff „Diakon“, der in Philipper 1,1 und 1 Timotheus 3,8 verwendet wird, auch mit dem Dienst der Organisation und der Verteilung materieller Güter zu tun.
Die nachapostolische Kirchenstruktur
Nach dem Tod der Apostel Petrus und Paulus hat sich die Situation nicht wesentlich geändert. Das können wir anhand eines Briefes sehen, welchen die christliche Gemeinde von Rom an die christliche Gemeinde in Korinth vermutlich im Jahr 69 n. Chr. schrieb. Dieser Brief ist als 1. Klemensbrief bekannt. Er gehört nicht zum Neuen Testament, wir zitieren ihn hier nur als historisches Dokument. Das Hauptanliegen dieses Briefes ist die richtige Achtung vor den Ältesten. Es heißt dort:
Denn es wird für uns keine kleine Sünde sein, wenn wir Männer, die tadellos und heiligmäßig ihre Opfer dargebracht haben, aus ihrem Bischofsamte vertreiben. Selig sind die Presbyter, die ihren Lebensweg bereits durchlaufen und eine vollkommene, an Früchten reiche Auflösung erreicht haben; denn sie müssen nicht fürchten, dass man sie verdrängt von dem für sie festbestimmten Platze. Wir müssen es nämlich erleben, dass ihr einige, die einen guten Wandel führten, vertrieben habt aus dem heiligen Dienste, dem sie durch tadellose Verwaltung alle Ehre gemacht hatten. (1 Klemens 44,4–62 )
Es ist hier von „Presbytern“ (Ältesten) die Rede, welche den Dienst eines „Bischofs“ (griechisch „episkopos“ = Vorstehers) erfüllen. Die Begriffe „episkopos“ (Vorsteher) und „presbyteros“ (Ältester) werden in diesem Brief synonym verwendet, hingegen lesen wir nichts über einen einzelnen Führer. Wir können daran erkennen, dass sich die neutestamentliche Kirchenstruktur wie oben beschrieben auch nach dem Tod der Apostel nicht geändert hat. Die Apostel haben keine einzelnen Führer über die lokalen Kirchen ernannt, auch als sie die Welt hinter sich ließen. So hat Paulus, als er schließlich die Gemeinde von Ephesus verließ, obwohl er sich dessen bewusst war, dass einige Christen in Gefahr waren abzufallen, einfach gesagt:
Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, das die Kraft hat, aufzuerbauen und ein Erbe unter allen Geheiligten zu geben. (Apostelgeschichte 20,32)
Bereits am Anfang des zweiten Jahrhunderts finden wir einzelne Führer in verschiedenen lokalen christlichen Gemeinden. Sie wurden „episkopoi“ (Vorsteher) genannt, was ursprünglich ein Synonym für Älteste war. Wir können über sie in den Briefen von Ignatius von Antiochien (35–110) lesen. Hier gibt es keine Bezugnahme auf eine besondere Ernennung durch die Apostel (Die römisch-katholische und orthodoxe Organisation behaupten, dass „Priester“ von den Nachfolgern der Apostel ernannt werden müssen, z. B. von Bischöfen = Apostolische Sukzession). Die Rolle einer einzelnen Person auf diese Weise zu betonen ist dem Neuen Testament völlig fremd. Ignatius schreibt:
Keiner tue ohne den Bischof etwas, das die Kirche angeht. (Ignatius an die Smyrnäer 8,13 )
Diese Entwicklung setzte sich fort, sodass am Ende des 2. Jahrhunderts Irenäus von Lyon die „episkopoi“ als Nachfolger der Apostel betrachtete.
Römisch-katholische Kirchenstruktur
In den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils (1965) heißt es:
Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte Wort Gottes verbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen Lehramt der Kirche anvertraut, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird. Das Lehramt ist nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft. (Dei verbum 10)
Praktisch bedeutet das, dass man einen speziellen „Schlüssel“ benötigt, um die Bibel zu „entschlüsseln“. Nach der römisch-katholischen Auffassung besitzen die Priester als Repräsentanten des Bischofs den Schlüssel, um die richtige Bedeutung der Schrift zu erkennen.
Ganz anders schrieb der Apostel Johannes in seinem ersten Brief an alle Christen:
Dies habe ich euch im Blick auf die geschrieben, die euch verführen. Und ihr! Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht nötig, dass euch jemand belehre, sondern wie seine Salbung euch über alles belehrt, so ist es auch wahr und keine Lüge. Und wie sie euch belehrt hat, so bleibt in ihm. (1 Johannes 2,26–27)
Der Schlüssel für das Verständnis der Heiligen Schrift ist der Heilige Geist, der in allen Christen wohnt. Das bedeutet die Salbung, auf die sich Johannes bezieht.
In der römisch-katholischen Kirche wird die Autorität der Bischöfe oft mit der der Apostel verglichen. Wir sehen die Autorität der Apostel wegen ihrer persönlichen Erfahrung mit Jesus, insbesondere der Tatsache, dass sie Zeugen der Auferstehung des Herrn sind, und ihrer Funktion bei der Gründung der Kirche als einzigartig.
So seid ihr nun nicht mehr Fremde und Nichtbürger, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist. (Epheser 2,19–20)
Auch der Apostel Paulus verbindet seine Apostolizität mit der Tatsache, dass er Jesus gesehen hat:
Bin ich nicht frei? Bin ich nicht Apostel? Habe ich nicht Jesus, unseren Herrn, gesehen? Seid nicht ihr mein Werk im Herrn? (1 Korinther 9,1)
Die übliche Kirchenstruktur in evangelischen Kirchen und Freikirchen
Die meisten Protestanten und Mitglieder von Freikirchen lehnen die römisch-katholische Lehre der Lehrgewalt der Bischöfe ab. Gleichzeitig sehen sie aber in den meisten Fällen die Notwendigkeit, einen Pastor über Älteste einzusetzen. Der Pastor übernimmt in der Gemeinde die Aufgabe der Predigt, und in wichtigen Entscheidungen hat er das letzte Wort. Um das zu unterstützen, wird als Argument oft das Beispiel von Timotheus und Titus angeführt, welche Mitarbeiter von Paulus waren und in Ephesus und Kreta eine bedeutende Autorität hatten (1 Timotheus 1,3; Titus 1,5). Diese Begründung lässt die Tatsache, dass diese Mitarbeiter in diesen Städten zurückgelassen wurden, um das Werk des Apostels zu vollenden, außer Acht. Sie blieben dort nicht auf unbestimmte Zeit und es wurde weder eine Position noch ein Amt eingeführt, um ihre Rolle nach ihrer Abreise weiterzuführen.
Hieronymus, einer der Kirchenväter des vierten Jahrhunderts, betrachtete diese weitverbreitete Form der Leitung der Kirche nicht als eine vom Herrn gegebene, sondern als eine später innerhalb der Kirche entwickelte. Er schrieb:
[…] Bevor in [unserer] Religion durch Anstiftung des Teufels Parteiungen entstanden und bevor unter den Menschen gesagt wurde: „Ich gehöre zu Paulus, ich zu Apollos und ich zu Kephas“, wurden die Gemeinden gemeinsam von einem Presbyteriumrat geleitet. Sobald jeder von ihnen begann, die von ihm getauften als seine Eigenen zu betrachten, und nicht als von Christus, war es für die ganze Welt entschieden, dass ein Einzelner, welcher aus dem Kreis der Presbyter [in jeder Gemeinde — Anmerkung des Übersetzers] gewählt wurde, über den Rest gesetzt werden sollte, um für die ganze Gemeinde Sorge zu tragen. Auf diese Weise wurden die Samen des Schismas entfernt. […] Aus diesem Grund sollten Vorsteher beachten, dass sie gemäß einer überkommenen Gewohnheit und nicht wegen eines Gebotes des Herrn über Presbyter eingesetzt sind. Sie sollten die Gemeinde gemeinsam leiten, indem sie Mose nachahmen, der, obwohl er alleine Israel hätte führen können, siebzig Männer wählte, mit denen er das Volk gemeinsam richtete. (Hieronymus, Commentarius in epistulam Pauli ad Titum 1,5)
Aber eine von Menschen gemachte „Gewohnheit“ einzuführen, ist keine geistliche Lösung für ein Problem.
Unsere Schlussfolgerung
1. Kein Mensch ist unfehlbar. Jeder Christ braucht Korrektur. Jeder Christ soll wachsen, um Verantwortung tragen zu können. Wir sehen es nicht als Gottes Führung, einen einzigen Leiter über die Kirche oder eine örtliche christliche Gemeinde einzusetzen.
2. Eine Kirche benötigt Älteste, welche auf die richtige Lehre und das richtige Leben achten. Ihre Autorität soll nicht auf einen Universitätsabschluss, sondern auf christliche Tugenden, Erfahrung und Lehrfähigkeit gegründet sein. In der Kirche gibt es Älteste, die nicht von jemandem oder den vorhergehenden Ältesten offiziell eingesetzt wurden. Eine formale Einsetzung von Ältesten sollte helfen, klarzumachen, wer diese Aufgabe zu tragen imstande ist.
Eine formale Einsetzung von Ältesten erübrigt sich, wenn eine Gemeinschaft (wie unsere) Schritt für Schritt gewachsen ist und alle einander gut kennen. Wir kennen auch unsere Ältesten. Das ändert ihre Aufgabe nicht, und alles, was wir über Älteste gesagt haben, kann auf sie angewandt werden. Sie nehmen teil an unserem Leben und wir an ihrem. Sie verdienen ihr Geld bei normalen Arbeitsstellen so, wie das auch die anderen tun. Sie brauchen auch Ermunterung und Ermahnung, so wie auch die übrigen. Auch sie bekennen ihre Sünden jedem der anderen Christen. Die gemeinschaftlichen Zusammenkünfte erhalten ihre tiefe und ihren Aufbau durch die Beiträge aller Geschwister.
3. Wir sollen nicht zusammenkommen, um ein Programm zu konsumieren, sondern jeder soll sich ganz einbringen. Es ist nicht schwer, an Veranstaltungen mit Programm teilzunehmen. Das aber erzieht nicht dazu, Verantwortung zu übernehmen. Wenn Christen nicht lernen, für die Kirche Verantwortung zu übernehmen, ist eine Entwicklung zur falschen Struktur unvermeidlich. Andere zu lieben bedeutet, Verantwortung für sie zu tragen. Der Apostel Paulus ermuntert uns dazu.
Ich bin aber, meine Brüder, auch selbst im Blick auf euch überzeugt, dass auch ihr selbst voller Güte seid, erfüllt mit aller Erkenntnis, fähig, auch einander zu ermahnen. (Römer 15,14)
Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt wird, so bringt ihr, die Geistlichen, einen solchen im Geist der Sanftmut wieder zurecht. Und dabei gib auf dich selbst acht, dass nicht auch du versucht wirst! (Galater 6,1)
Indem wir dies tun, können wir Einheit aufbauen, die nicht von oben angeordnet wird, sondern aus unserem Herzen kommt. Solche Einheit kann auch ein Zeugnis für die Welt sein.
Wenn aber alle weissagen und irgendein Ungläubiger oder Unkundiger kommt herein, so wird er von allen überführt, von allen beurteilt; das Verborgene seines Herzens wird offenbar, und so wird er auf sein Angesicht fallen und wird Gott anbeten und verkündigen, dass Gott wirklich unter euch ist. (1 Korinther 14,24–25)
Jeden Tag lernen wir, diese Verantwortung zu tragen, indem wir die Demut üben. Die Demut ist es, die uns fähig macht, auf die anderen zu hören — auf unsere älteren, aber auch jüngeren geistlichen Brüder und Schwestern. (1 Petrus 5,5)
Stellen, die in diesem Zusammenhang oft verdreht werden
Zwei Stellen gibt es, in denen das Wort „Vorsteher“ (episkopos) in Einzahl vorkommt. Es sind: 1 Timotheus 3,2 und Titus 1,7. In Titus 1,5 können wir sehen, dass eine Mehrzahl von Ältesten in einer Gemeinde vorausgesetzt wird. Das Wort ‚Vorsteher‘ wird in Einzahl verwendet, weil diese Stellen die Eigenschaften eines Vorstehers beschreiben. Es wird nicht ausgedrückt, dass es einen Vorsteher geben soll.
- Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste einsetzen solltest, wie ich dir geboten hatte. ↩
- zitiert nach: Bibliothek der Kirchenväter: 44. Kap. ↩
- Bibliothek der Kirchenväter: 8. Kap. ↩