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Regelmäßig erscheinen in bestimmten Zeitschriften Artikel, die mit neuesten „Enthüllungen“ ein anderes Bild von Jesus zeichnen wollen als das uns vom Neuen Testament vermittelte. Man versucht auch, die Glaubwürdigkeit derartiger Berichte durch Stellungnahmen von Experten, vor allem Theologen, zu erhöhen. So gehört für viele Menschen die Meinung, dass viele Aussagen Jesu gar nicht von ihm seien, sondern ihm von viel später lebenden Menschen in den Mund gelegt worden wären, schon fast zur Allgemeinbildung. Außerdem sei Paulus der eigentliche Gründer des Christentums, obwohl andererseits sicher behauptet wird, dass etliche seiner Briefe nicht von ihm verfasst, sondern ihm erst lange nach seinem Tod zugeschrieben worden wären. Es wird also die Verlässlichkeit der Überlieferung und die Wahrhaftigkeit der Schreiber ganz grundsätzlich infrage gestellt. Wir empfehlen jedem, der sich solche Argumente angeeignet hat, selber diese Schriften unvoreingenommen zu lesen. Nur so ist es möglich, zu erkennen, ob sie Gottes Wort sind. Es sprechen aber auch wichtige äußere Gründe für die Echtheit der Schriften des Neuen Testaments.
Es gibt keine Schrift der Antike, die besser bezeugt ist, als das Neue Testament! Dies gilt einerseits für die Anzahl der aufgefundenen Manuskripte in der Originalsprache. Von den Schriften des Neuen Testaments sind heute über 5000 Handschriften bzw. Fragmente von Handschriften gefunden und katalogisiert worden. Im Gegensatz dazu sind von den Schriften Platons, Cäsars und anderer antiker Autoren meist weniger als 10, mitunter sogar nur eine Handschrift vorhanden. Noch schwerer wiegt andererseits auch deren zeitliche Nähe zur Erstabfassung. Hier klafft im Falle Platons eine Lücke von rund 1000 Jahren, bei Cäsar immerhin noch von 600 Jahren. Trotzdem bezweifelt niemand ernsthaft die Echtheit solcher Schriften. Diese treue Überlieferung sollte man dann aber um so mehr beim Neuen Testament annehmen, denn Fragmente dieser Bücher gibt es schon aus dem frühen 2. Jahrhundert, manche Paulusbriefe und ein gut erhaltenes Manuskript des Johannesevangeliums werden auf 200 datiert. Vollständig erhaltene Manuskripte liegen ab dem 4. Jahrhundert vor (Genauer hier nachzulesen: Die Glaubwürdigkeit des Neuen Testaments). Weiters gibt es noch überaus zahlreiche Erwähnungen, Anspielungen und Zitate in frühchristlichen Schriften der ersten drei Jahrhunderte, aus denen man einen Großteil des Neuen Testamentes reproduzieren kann. Die Annahme, dass das Neue Testament durch den Überlieferungsprozess verfälscht wurde, ist noch aus anderen Gründen völlig unhaltbar. Die Augenzeugen Jesu und die Gläubigen überhaupt wurden wegen ihres Glaubens verfolgt, häufig sogar unter Folter zum Verleugnen aufgefordert. Doch waren sie von der Wahrheit der Botschaft Jesu und seiner Taten überzeugt, gingen dafür auch in den Tod. Es ist leichtfertig und arrogant, jenen Menschen, besonders den Augenzeugen, Fahrlässigkeit oder falsche Motive zu unterstellen. Ferner muss man bedenken, dass die ersten Christen im Römischen Reich keinerlei Institution bildeten, noch zentralistisch und hierarchisch organisiert waren. Es gab also keine „Bibelkommission“ oder Ähnliches, die von oben her Texte korrigiert oder nach ihrem Gutdünken verändert hätte. Stattdessen wurden in vielen der weit verbreiteten Gemeinden die vorhandenen Schriften zum Gebrauch kopiert. Gerade die daraus resultierende dezentrale Verbreitung, die auch durch das Auffinden von Manuskripten an vielen unterschiedlichen Orten bezeugt ist, war und ist Garant dafür, dass Fälschungen und plötzlich neu auftauchende „Berichte“ keine Überlebenschance hatten bzw. keine Autorität erlangten. Das Abschreiben der Texte jedoch war sehr mühevoll, was das Auftreten von Fehlern verständlich macht. Da diese Arbeit von vielen Gläubigen an vielen verschiedenen Orten verrichtet wurde, erklärt sich auch die – rein statistisch gesehen – große Menge an Unterschieden in den Handschriften. Dass dabei inhaltlich wesentliche Differenzen entstehen, ist aber sehr unwahrscheinlich. Gerade durch die heutige wissenschaftlich-systematische Auswertung dieser Textvarianten ist erwiesen, dass wesentliche den Inhalt betreffende Unterschiede so gut wie nicht vorkommen. Der Überlieferungsprozess war ja kein Stille-Post-Spiel, bei dem sich einmal auftretende Fehler unwiderruflich fortpflanzten oder gar potenzierten!
Auch die Behauptung, der Klerus späterer Jahrhunderte hätte die Inhalte der Bibel verändert, während die Originale im Vatikan unter Verschluss lägen, wird durch nichts gestützt und lässt sich leicht widerlegen. Es ist sicher wahr, dass die Vertreter dieser machtgierigen Institution im Laufe der Geschichte nicht vor Lügen und Fälschungen zurückschreckten (etwa, die „Konstantinische Schenkung“, durch die die territorialen Ansprüche des Kirchenstaats begründet wurde). Aber die Lehre Jesu, wie wir sie heute noch lesen können, war bereits bezeugt und in einer Zeit verbreitet worden, da es weder die Kurie noch deren Machtstrukturen gab. Außerdem steht der Inhalt des Neuen Testaments im diametralen Gegensatz zu Institution, vielen Lehren und Machenschaften der Kurie. Deswegen versuchte die „Kirche“ Jahrhunderte lang, die Menschen von der Bibel fernzuhalten, indem sie die Anfertigung von Übersetzungen zu verhindern trachteten und das Lesen der Heiligen Schriften verbieten wollten! Den Text der Schriften jedoch hätten sie aus den genannten Gründen nicht unbemerkt verändern können.
Die Wahrheit des eben Gesagten kann man nachprüfen, indem man das Neue Testament liest. Es gibt keine andere Quelle, um zu erfahren, wer Jesus war und was er wollte. Er ist auch der Einzige, der den Menschen durch sein eigenes Beispiel in Demut und Wahrhaftigkeit den Weg heraus aus Ungerechtigkeit und Lüge zeigt und ruft:
Kommt her zu mir, all ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. (Matthäusevangelium, 11,28–30)